Femme Fatale

Johanna | 03.04.2019 | Mindset

<Femme Fatale>

Unbekannt verzogen

„Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken formen wir die Welt“

Buddha

Ich habe nie ein Geheimnis aus meinen körperlichen Unzulänglichkeiten gemacht. Dennoch habe ich die Aufmerksamkeit meines Umfelds und meiner Partner stets auf die Bereiche an meinem Körper gelenkt, die mir selbst am besten gefallen. Ich fühlte mich eigentlich immer gut mit mir und die Männer, mit denen ich zusammen kam, waren froh ein scheinbar weniger komplexgeplagtes “Licht-aus-Mädchen“ abbekommen zu haben.

Angriff ist die beste Verteidigung und so baute ich mir im Laufe meiner sexuellen Erfahrungskarriere eine recht anschauliche Hier-bin-ich-Attitüde auf. Licht aus? Warum? Decke drüber? Bloss nicht! Ich glaube ihr wisst was ich meine.

Ich wusste schon immer um meine Proportionen. Gleichzeitig war ich aber fest davon überzeugt, dass ein Mann der mit mir intim wird schon abschätzen kann, was sich da unter meiner Kleidung so verbirgt. Um meine gelegentlich aufkeimende Unsicherheit zu überspielen gab ich mich stets selbstbewusst. Ich lernte meinen jetzigen Partner kennen und war im Grunde auch weiterhin fein mit meinem Körper. Vor allem war die Femme Fatale in mir fest davon überzeugt: Wenn ich nur selbstbewusst ganz viel von dem zeige was schön ist, fallen die weniger schönen Dinge gar nicht auf.

Ich fuhr immer sehr gut damit. Bis ich die Diagnose Lipödem bekam.

Plötzlich war für mich nichts mehr wie zuvor. Mal abgesehen davon, dass ich mich im Alltag mit dem Krankheitsbild und allem was dazugehörte auseinandersetzen musste – an Körperlichkeit war nicht mehr zu denken. Die Femme Fatale war unbekannt verzogen. Da stand ich nun: Das kleine dicke Mädchen mit Lipödem. Offiziell chronisch krank: Bitte Licht aus und Decke drüber.

Da mein Freund sehr feinfühlig ist, spürte er die Veränderung im Schlafzimmer schnell. Wobei man für diese grobe Veränderung meines Wesens eigentlich nicht mal feinfühlig hätte sein müssen. Er suchte das Gespräch und ich erzählte ihm davon, was in mir vorging. Ich erzählte von Endgültigkeit, dem grausamen Körpergefühl in der Kompressionsstrumpfhose und von meiner offiziell als vermisst gemeldeten Hier-bin-ich-Attitüde.

Ich und das Licht-aus-Mädchen waren nun offenbar mehr als entfernte Bekannte.

Zu meinem Glück, hatte mein Freund unfassbar viel Verständnis für mich und meine, bzw. unsere neue Lebenssituation. Wir sprachen lange und ich verstand: Meine Proportionen, die von scheinbarer Cellulite gezeichneten Arme und Beine hatten lediglich einen Namen bekommen – Lipödem. Und ja, das Kind beim Namen zu nennen fiel mir lange nicht leicht. Namen machen Dinge echt, irgendwie greifbar. Aber am Ende ist es meine Entscheidung, ob ich zulasse, dass der Name einer Sache mir Angst macht. Das Lipödem ist eine Krankheit, offenbar meine Krankheit. Sie hat einen Namen – Aber ich fürchte mich nicht.

Ich habe einen Weg gefunden mit dem Lipödem zu leben. Aktuell befinde ich mich mitten in meinem persönlichen OP-Marathon. Aber Wege sind ja bekanntlich dafür da um gegangen zu werden.

Wo genau meine Femme Fatale jetzt wohnt, kann ich immer noch nicht mit 100%iger Sicherheit sagen. Ich und das Licht-aus-Mädchen haben eine Vermisstenanzeige aufgeben. Wir haben sie ab und an mal wiedergesehen. Aber ob sich meine Femme Fatale irgendwann wieder dauerhaft bei uns niederlässt, das weiß nur sie selbst.

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